Beschwerde gegen Windkraftwerke im Handalmgebiet

Handalm als Standort für Kraftwerksanlagen (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Handalm als Standort für Kraftwerksanlagen (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Obwohl die Bewilligungsgrundlagen fehlen und die naturschutzfachlichen Gegebenheiten gegen das Projekt zur Errichtung von 13 Kraftwerksanlagen auf 1.800 m Höhe sprechen, hat die steiermärkische Behörde am 21. November 2014 eine Genehmigung ausgesprochen.

 

Dagegen haben sieben NGOs, darunter Protect, zusammen eine Bescheidbeschwerde eingebracht.

Das Handalm-Gebiet liegt in der mittleren Koralpe an der Grenze zwischen den Bundesländern Steiermark und Kärnten und zeichnet sich durch einen hohen Artenreichtum, darunter eine Reihe endemischer Arten (kommen nur in einem stark begrenzten Verbreitungsgebiet vor), aus. Ebenso sind mehrere Lebensraumtypen von gemeinschaftlicher Bedeutung im Handalm-Gebiet gegeben.

 

Nach Stallegger et al. (2012) gehört das Gebiet zu den sieben wichtigsten Gebieten in der betroffenen biogeografischen Region für die Erhaltung von artenreichen Borstgrasrasen, welche in Österreich bereits in den schlechtest möglichen Erhaltungszustand gebracht wurden. Mehr als die Hälfte aller Fledermausarten Österreichs sind im Projektgebiet nachgewiesen worden, ebenso 75 Vogelarten, darunter etliche, die heute europaweit selten geworden sind. Die Liste der Käferarten führt 32 endemische Arten auf, es wurden gefährdete Amphibien gefunden und eine ganze Reihe anderer Arten.

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation und dazwischen alpine Heiden prägen den Kuppenbereich der Handalm, rechts oben im Bild einer der Windmessmasten (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0).
Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation und dazwischen alpine Heiden prägen den Kuppenbereich der Handalm, rechts oben im Bild einer der Windmessmasten (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0).

In einem derart wertvollen Gebiet bewilligte die Behörde 13 Kraftwerksanlagen mit je 3 Megawatt Nennleistung entlang eines rund 4 km langen Grates von südlich des Weberkogels (1805 m) über Handalm (1853 m) und Moserkogel (1747 m) bis zum Glashüttenkogel (1762 m).

 

Neben den Anlagen als solchen müssen 7 km Zufahrtsstraßen errichtet werden, die für eine Transportlast von 131 Tonnen auszulegen sind. Allein für die Ringleitung zum Stromtransport müssen 10,7 km Kabeltrassen gegraben und dabei 6 m breite Schneisen in den Wald geschlagen werden. Für die Fundamente der Kraftwerke sind über 9.000 Kubikmeter Erde auszuheben, zu lagern und großteils abzutransportieren und über 7.000 Kubikmeter Stahlbeton in die Erde zu gießen.

 

Felsformation (Plattengneis) im Handalm-Gebiet, links im Bild der Fuß einer der Windmessmasten (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0).
Felsformation (Plattengneis) im Handalm-Gebiet, links im Bild der Fuß einer der Windmessmasten (Foto: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0).

Die Rotoren erreichen bei den hier bewilligten Anlagen Geschwindigkeiten bis zu 278 km/h. Eine Fledermaus, die auch nur in der Nähe vorbei fliegt, wird ebenso getötet werden, wie ein Vogel, der mit dem Rotor in Berührung kommt.


Die Bewilligung von riesigen Industrieanlagen in der freien Natur und insbesondere in einem Gebiet, das aufgrund seines hohen Wertes für den Naturschutz in einem 2013 von der EU-Kommission eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahren als FFH-Gebiet gefordert wird, erachten die Naturschutzverbände von A wie Alpenverein bis P wie Protect für unannehmbar, weshalb sie am 19. Dezember 2014 eine Bescheidbeschwerde.einbrachten.


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