Staudammprojekte im Nationalpark

Fluss im Mavrovo Nationalpark [Foto: Darko Nikolovski, CC BY-SA 3.0]
Fluss im Mavrovo Nationalpark [Foto: Darko Nikolovski, CC BY-SA 3.0]

Im Nationalpark Mavrovo will Mazedonien zwei Wasserkraftwerke bauen, die zusammen 4.400 Hektar Lebensraum verschlingen würden.

 

Die hierfür benötigten Flächen sind unter anderem das Habitat des akut vom Aussterben bedrohten Balkanluchses (Lynx lynx balcanicus syn. Lynx lynx martinoi).

Der Balkanluchs lebt heute nur noch im Grenzgebiet von Albanien und Mazedonien. Inwischen gibt es nur noch 40-50 Exemplare dieser faszinierenden Katze. Das letzte reproduzierende Vorkommen findet sich im Nationalpark Mavrovo. Der Balkanluchs ist somit eine der am stärksten bedrohten autochtonen Säugetierarten Europas. Schon der kleinste Eingriff in den Luchslebensraum kann das Aussterben der Art bedeuten und das seit 2006 laufende aufwändige Artenschutzprojekt zunichte machen.

Mavrovo Nationalpark [Foto: Danko Nikolovski (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]
Mavrovo Nationalpark [Foto: Danko Nikolovski (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]
Wasserfall im Mavrovo Nationalpark [Foto: Danko Nikolovski (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]
Wasserfall im Mavrovo Nationalpark [Foto: Danko Nikolovski (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]

Die beiden Wasserkraftwerke im Nationalpark sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. In der Balkanregion sind für die nächsten Jahre 570 größere Wasserkraftwerke geplant. Ein großer Teil der Projekte bedroht das Blaue Herz Europas und dessen Bewohner in hohem Maße.

 

So gibt es in der Balkanregion beispielsweise 69 Fischarten, die sonst nirgendwo auf der Welt zu finden sind. 40 Prozent aller in Europa gefährdeten Süßwassermuscheln und -schnecken leben im betroffenen Gebiet. Die Balkanflüsse sind für die europäische Artenvielfalt ein Hotspot.

 

Der Grund für das Vorkommen zahlreicher stark bedrohter Arten wurde 2012 in einer Studie dokumentiert. Die Untersuchung von 35.000 Flusskilometern in der Balkanregion ergab, dass 80 Prozent der Bäche und Flüsse in einem guten oder sehr guten Zustand sind.

 

In der Europäischen Union ist das Verhältnis in etwa umgekehrt: EU-weit ist der überwiegende Teil der Fließgewässer in keinem guten Zustand.


Die Savica im Triglav-Nationalpark (Slowenien) [Foto: Michael Gäbler (bearbeitet von Protect), CC BY 3.0]
Die Savica im Triglav-Nationalpark (Slowenien) [Foto: Michael Gäbler (bearbeitet von Protect), CC BY 3.0]

Die Kraftwerksprojekte werden vielfach von Unternehmen mit Sitz in der Europäischen Union vorangetrieben, die Finanzierung durch europäische Kreditanstalten sichergestellt.

 

In der Biodiversitätsstrategie 2011-2020 stellte die Europäische Union fest, dass das im Jahr 2002 vereinbarte Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2010 signifikant zu verringern, nicht erreicht wurde, und verabschiedete, dass ein besserer Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen zu erfolgen hat.

 

Als eines der sechs im Mai 2011 beschlossenen Hauptziele der Biodiversitätsstrategie hat die EU festgelegt, dass die vorgesehenen Maßnahmen nicht nur innerhalb der EU die international übernommenen Verpflichtungen sicherzustellen haben, sondern sie sollen auch dafür sorgen, dass die EU ihren „Biodiversitätsfußabdruck“ in der Welt verkleinert. Drittländer sind beim Schutz der Biodiversität zu unterstützen.

 

Die Anstrengungen, den globalen Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, sind demnach erheblich zu intensivieren.


Die tatsächliche Entwicklung, in der Unternehmen aus der Europäischen Union die Biodiversität vernichtende Projekte innerhalb und ausserhalb der EU initiieren und umsetzen, ist somit gegen die von den EU-Mitgliedsstaaten verabschiedete Strategie und die völkerrechtlich verbindlichen Verträge zum Schutz der Vielfalt des Lebens gerichtet.

 

Im Jahr 2011 hielt der EU-Umweltkommissar Janez Potočnik im Vorwort zur Biodiversitätsstrategie der EU 2011-2020 fest: „Seit meinem Amtsantritt ist der Schutz der Biodiversität eine meiner obersten Prioritäten, und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dafür zu sorgen, dass die ehrgeizigen Ziele dieser Strategie erreicht werden. Dafür verbürge ich mich – wir können es uns nicht erlauben, sie zu verfehlen.“.

Die Save bei Gobovce (Slowenien) [Foto: Michiel Verbeek (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]
Die Save bei Gobovce (Slowenien) [Foto: Michiel Verbeek (bearbeitet von Protect), CC BY-SA 3.0]

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